Perfekter Klang dank Arbeit und Ehrgeiz

St. Galler Tagblatt Online, Donnerstag, 22. September 2016

Das Collegium Musicum Ostschweiz bot vier Preisträgerinnen des Jugendmusikwettbewerbs «prima la musica» eine Plattform als Solistinnen.

ANNALEA DECURTINS

Der solistische Auftritt mit dem Orchester des Collegium Musicum Ostschweiz auf Schloss Wartegg in Rorschacherberg war eine grosse Herausforderung und eine unvergessliche Erfahrung für die jungen Künstlerinnen. Birgit Hinterholzer, Bundesgeschäftsführerin von Musik der Jugend schreibt dazu im Vorwort des Konzerts: «Die Solistinnen wurden von der Fachjury mit der höchsten Punktezahl bewertet. Talent, Fleiss und die Unterstützung von Lehrern und Eltern machen neben vielen anderen Faktoren bereits in jungen Jahren derartige Leistungen möglich.» Das für diesen Anlass gewählte Programm zwischen Barock und Klassik wurde in Feldkirch, St. Gallen und Rorschacherberg einem erwartungsvollen Publikum geboten.

Anna-Lena Killinger eröffnete das Preisträgerkonzert mit Johann G. Albrechtsbergers «Partita in F für Harfe und Orchester». Die 18-Jährige entzückte mit ihrem subtilen, durch behende Finger erklingenden Saitenspiel. Erstaunlich war die Bandbreite der Expressivität zwischen kräftigen Akkorden und feinsten Einzellinien mit hübschen Verzierungen, besonders auch in der melodiösen Arie von M. Grandjany.

Als nächste Solistin trat Veronika Mair auf und verzauberte mit den drei Arien «V'adoro, pupille», «Piangero» und «Da tempeste» aus G. F. Händels «Giulio Cesare». Als mehrfache Preisträgerin des österreichischen Jugendmusikwettbewerbs trat Mair mit Sicherheit und Ruhe auf die Bühne. Die von Mair gesungenen Arien berichten von Krieg, Rache, Machtgier, Verrat und Liebe und krönen die Opera seria, oder wie Händel sie selbst bezeichnete, «Dramma per musica», mit einem Happy End. So auch Mairs Aufführung. Die 20-Jährige verfügt über eine grossartige Stimme und überzeugt mit überwältigendem Volumen, ganz besonders durch überwältigende Koloraturen. Mit Leichtigkeit schwang sie sich in höchste Höhen und liess die perlenden Töne herunterkollern, so wie Händel sie zu komponieren wusste. Eine dramatische, eindrucksvolle und atemberaubende Interpretation.

Dreiklang mit rauschenden Sequenzen

Fröhlicher und leichter ging es dann mit Bachs «Violinkonzert in E-Dur» weiter. Fabiola Tedesco, Violinistin aus Turin, spielte und tanzte mit einer heiteren Leichtigkeit durch die drei Sätze und meisterte nicht nur jeden Griff, sondern faszinierte auch durch ihre lebhafte Art. Von der klaren Dreiklangmelodik und den rauschenden Sequenzen des ersten Satzes über das Bass-Ostinato des zweiten bis zum energischen Rondo des dritten Satzes konnte die Solistin überzeugen. Hier gab's südliches Feuer mit dynamischer Gestik und Spielfreude. Natürlich passte dazu der runde, volle Klang ihrer Guadagnini-Geige (1881), die ihr aus einer privaten Sammlung zur Verfügung gestellt wird.

Nach einer kurzen Pause verzauberte Lilien Tan das Publikum am Flügel. Auswendig spielte die 16jährige Pianistin Mozarts «Klavierkonzert in B-Dur» mit einer Freude und Leichtigkeit, die nur durch harte Arbeit, vielen hundert Stunden an den Tasten und mächtigem Ehrgeiz möglich ist. Ganz im Sinne Mozarts, interpretierte Tan diese Komposition, mit einer Anschlagtechnik der rechten Hand, die sogar den Meister neidisch gemacht hätte.

Nicht zu vergessen ist die hervorragende Leistung des Orchesters des CMO und des Dirigenten Mario Schwarz, der seine Spielfreude und seine Passion für Musik auf das Orchester und das Publikum ausstrahlte.